„Musik ist die vornehmste Art, in Beziehung zu treten“

26. September 2023

Rhythmisches Fingerschnipsen, Stille, treibende Drums, Psalmworte geflüstert, gesungen, geschrien und getanzt – selten habe er so einen „gechillten“ Konvent erlebt, sagte Landesbischof Ralf Meister in der Loccumer Klosterkirche.

Erstmals hatte Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr die drei Berufsgruppen Pastor*innen, Kirchenmusiker*innen und Diakon*innen zu einem gemeinsamen Generalkonvent eingeladen, der jetzt in der Klosterkirche Loccum stattfand.

Mit der Gestaltung beauftragt boten Kirchenmusiker*innen des Sprengels den rund 250 Teilnehmenden Workshops an, in denen der Psalm 23 musikalisch interpretiert wurde: beispielsweise als Gospel, als Gregorianik als Sprechimprovisation, als Pop and groove, vierstimmiger Chorsatz oder als circle singing. Schwebend gregorianisch tönte so im Kreuzgang „Ich bin der gute Hirte“, ein paar Schritte weiter war der schwingende Gospelsound des „suffering would come“ zu hören und in der Kirche hallte das Staccato  „Unter Feinden – frisches Wasser – die Seele erquickt“.

Die musikalische Collage des Psalms ließen dann alle Workshop-Teilnehmenden in der Klosterkirche hören. Die Gruppen hatten sich in den Kirchenbänken platziert, von dem hinteren Teil der Kirche aus beginnend brachte jede ihre musikalische Form ein. Wie in einer Welle floss so der bekannte und von vielen Menschen geliebte Psalm durch die Kirche.

Beim circle singing am Schluss erhoben sich alle Teilnehmenden, nahmen das gesungene „Gutes und Barmherzigkeit“ auf, bildeten Prozessionen, fielen in Tanzschritte, begegneten sich im Mittelgang oder wandelten allein durch die Seitenschiffe, sichtlich erfasst von dem Tönen, Singen und musikalischen Vibrieren, das Kirche und Teilnehmende zu einem Klangkörper verschmelzen ließ.

Transzendente Kraft der Musik

Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr hatte zuvor in einem inhaltlichen Impuls von ihrer persönlichen Prägung durch Kirchenmusik berichtet. Da waren die Schlaflieder in der Kindheit, die einen Grundstein ihres Glaubens legten, eine Matthäuspassion, die sie das „Einswerden der Musizierenden“ erfahren ließ und „andere Wirklichkeiten“ öffnete. Ein eindrückliches Lied der Sarah, gesungen von einer chaldäischen Christin, ein kirchliches Techno-Event für taube Menschen, ein Chor Wohnungsloser, ein letztes Singen mit dem im Sterben liegenden Vater, prägende Erfahrungen einer der Musik innewohnenden transzendenten Kraft jenseits aller Worte.

Doch Musik und sogar Kirchenlieder ließen sich auch missbrauchen, warnte die Regionalbischöfin, beispielsweise in militärischen Zusammenhängen. Die mittelalterliche Musiktheorie von der „Musik als vornehmster unsichtbarer Ordnung“ erweiterte Bahr dann zu ihrem Schlusssatz „Musik ist die vornehmste Art, in Beziehung zu treten, deswegen kann Gott nicht ohne Musik und wir auch nicht“.

In seiner kurzen Ansprache ermutigte Landesbischof Ralf Meister die Teilnehmenden, als Impuls aus dem Psalm 23 die Bedeutung der Salbung und Segnung aufzunehmen und stärker in die gemeindliche Praxis zu integrieren. „In der salbenden Berührung, beispielwiese mit einem Öl auf der Stirn, kann spürbar werden, dass Gott uns berührt“, sagte der Landesbischof.

Sabine Dörfel / Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover