Geschichte

Die Anfänge des Klosters

Am 21. März 1163, dem Todestag Benedikts von Nursia, stiftete Graf Wulbrand von Hallermund das Gebiet um die alte Burg Lucca mit den umliegenden Dorfschaften für die Gründung eines Klosters der Zisterzienser. Drei Monate später trafen zwölf junge Mönche mit ihrem Abt Ekkehard, ausgesandt vom Zisterzienserkloster Volkenroda in Thüringen, im Stiftungsgebiet ein. Damit begann das Leben eines zisterziensischen Konvents in Loccum. Das Klosterfand aufgrund der Ernsthaftigkeit des geistlichen Lebens schnell Anerkennung.

Die Klosterkirche wurde in den Jahren 1220 bis 1240 erbaut. Anfang des 14. Jahrhunderts erlangte das Kloster seine größte wirtschaftliche Kraft, 1224 wurde der Loccumer Hof in Hannover als wichtigste Niederlassung erbaut.

Auf Betreiben der welfischen Landesherren nahmen Abt, Prior und Konvent 1593 das lutherische Augsburgische Bekenntnis an und wurden ein evangelisch-lutherisches Kloster.

Weil in ein evangelisches Kloster keine Mönche mehr eintreten konnten, wurden später künftige Pastoren, die auf ihre Pfarrstelle warteten, als Konventuale auf Zeit aufgenommen. Daraus entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts das neue Predigerseminar für zwölf Kandidaten.

Die Zisterzienser

Das Kloster Loccum bietet das Bild eines mittelalterlichen Zisterzienserklosters, wie es sich sonst nördlich der Alpen nur noch im Kloster Maulbronn in Württemberg findet. Die heute noch sichtbaren Klostergebäude sind nach 1200 erbaut worden. Die ältesten Gebäude sind die Stiftskirche, der Kreuzgang, das Slaphus und das Laienrefektorium. Das Refektorium wurde 1599 fertiggestellt, das Konventshaus um 1750 errichtet.

Die Zehntscheune („Der Elefant“), die Pilgerscheune, die Walkmühle und weitere Wirtschaftsgebäude wurden im 13./14. Jahrhundert erbaut.

Die Zisterzienser sind ein 1098 in Citeaux/Frankreich entstandener Reformorden, der die ursprüngliche Klosterordnung Benedikts von Nursia (528) wieder zum Leuchten brachte. Der Stiftskirche aus dem 13. Jahrhundert ist die Strenge und Schlichtheit der Zisterzienser deutlich abzulesen. Die Mönche wollten – auch als Protest gegen eine sich zu prachtvoll darstellende Kirche – in Askese und Bescheidenheit außerhalb der Zentren leben und so die Nachfolge Christi in neuer Weise verwirklichen. Ihre Kirchen sollten keine Kathedralen sein, sie errichteten sich ein schlichteres Bauwerk, ein Oratorium, ein Bethaus.

Wegen der unterschiedlichen geistlichen und praktischen Aufgaben gehörte zum Kloster eine klare Arbeitsteilung: Es gab die betenden Mönche, die oft geweihte Priester waren, und die Laienmönche, die für die praktischen Arbeiten zuständig waren. Deshalb war auch die Klosterkirche ursprünglich durch einen Lettner getrennt. Die betenden Mönche hielten acht Stundengebete täglich, die Laienmönche nahmen nur an drei Gebetszeiten teil.

Die Klosterkirche

Im Zentrum des Klosters steht die Stiftskirche. Sie gehört in die älteste Bauperiode des Klosters und ist in ihrer ursprünglichen Gestalt durch die Jahrhunderte unverändert geblieben. Der Dachreiter der Zisterzienserkirchen an Stelle eines eigenständigen Kirchturms soll ein Zeichen der Bescheidenheit sein.

Den Grundriss bildet ein Kreuz. Das auf einem schmalen Balken über dem Chorraum stehende Tafelkreuz von 1240 – ursprünglich stand es, beidseitig bemalt, auf dem Lettner – weist auf die Mitte des christlichen Glaubens hin. STAT CRUX DUM VOLVITUR ORBIS („Das Kreuz steht, selbst wenn der Erdkreis sich dreht“) lautet einer der Leitsprüche im Kapitelsaal. Reste des Chorgestühls finden sich noch im Chorraum. Ein großes Maßwerkfenster aus dem letzten Jahrhundert mit der Darstellung der Taufe Jesu gliedert die westliche Mittelschiffwand.

In den Jahren 2011/12 wurde die Klosterkirche für das 850-jährige Klosterjubiläum umfassend renoviert. Der Sandstein wurde von Putz und Farbe befreit, und viele bauliche Details in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Im nördlichen Seitenschiff findet sich eine neue, freistehende Orgel der Orgelbauwerkstatt Seifert & Sohn aus Kaevelar.

Im nördlichen Querschiff fällt zuerst die alte Totenpforte der Zisterzienser auf. Daneben findet sich das neue Auferstehungsfenster von Johannes Schreiter, das 2013 eingebaut wurde. Links von der Totenpforte steht der Zweitguss einer Skulptur von Werner Franzen aus dem Jahr 1987, die sich im Altenberger Dom befindet: Christus beugt sich vom Kreuz herab und umarmt Bernhard von Clairvaux. Aber hier umarmt er zusätzlich auch Martin Luther, der Bernhards Christusfrömmigkeit sehr geachtet hat. Es ist eine ökumenische Umarmung und damit auch eine Darstellung der Geschichte des Klosters.

In der Mandelsloh-Kapelle, deren Eingang sich ebenfalls hinter der Orgel befindet, können sich Gäste an einem virtuellen Modell über die Spuren der von den Zisterzienser- Mönchen geschaffenen Klosterlandschaft in und um Loccum informieren (Stichwort „Cisterscapes – Zisterzienser verbinden Europa“).

Der Kreuzgang

Südlich gliedert sich das Geviert des Kreuzgangs an die Kirche an. Der Kreuzgang ist der innerste Bereich des Klosters, abgeschlossen von der Welt. Über den Kreuzgang konnten die Mönche alle für sie wichtigen Orte erreichen (Kirche, Schlafsaal, Speisesaal, Kapitelsaal, das Brunnenhaus im Innenhof, das im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen wurde). In der Mitte liegt der quadratische stille Innenhof, gegenüber der Tür zum Innenhof der alte Kapitelsaal. Hier versammelten sich die betenden Mönche, hörten ein Kapitel aus der Ordensregel des Benedikt von Nursia und erörterten anstehende Fragen. Es folgen die Räumlichkeiten der Bibliothek sowie das Refektorium, das 1599 als neuer Speiseraum fertiggestellt wurde. Hier fanden Gespräche zwischen den Konfessionen um 1700 auf Initiative von Gottfried Wilhelm Leibniz statt. Seit 1952 wird das Refektorium für u.a. Empfänge der Landeskirche und des Klosters genutzt 1955 wurde hier der Loccumer Vertrag zwischen Landesregierung und Landeskirche, dem ersten Staatskirchenvertrag nach dem 2. Weltkrieg, unterzeichnet.

Im Erdgeschoss des Konventshauses ist ein Teil des ursprünglichen Laienrefektoriums erhalten. Hier war im 19. Jahrhundert der Kollegraum des Predigerseminars.1886 erhielt der Düsseldorfer Künstler Eduard von Gebhardt den Auftrag, den Raum mit neutestamentlichen Szenen auszumalen. Er stellte diese Szenen in der Landschaft um Loccum und im Kloster dar und brachte darin viele Portraits von Einwohnerinnen und Einwohnern des Dorfes Loccum und des Klosters unter.

Die Wasserbaukunst der Zisterzienser

Die Mönche lenkten Bäche um, legten Gräben an und stauten das Wasser in einer Abfolge von Teichen. Sie führten es in zwei getrennten Kanälen in das Klostergelände und durch Gewölbe unter den Gebäuden hindurch. Der eine Kanal wurde als Trinkwasser und für die Küche genutzt. Das Waschwasser und der Toiletten-Abfluss liefen im anderen Kanal. Wasser wurde vielfältig genutzt. Es diente zum Antrieb der Maschinen in der Getreidemühle, der Gerberei, der Walkmühle, der Schmiede und anderen Gewerken. Das genutzte Wasser wurde in die Fulde geleitet. Gäste des Klosters sollten nicht vergessen, die Teiche und den Klosterforst südlich der Klostermauern zu besuchen. Heute ist es ein Landschaftsschutzgebiet, das seine Gestaltung dem Wasserbau der Zisterzienser und den Landschaftsgestaltern um 1900 verdankt.

Das Kloster heute

Heute ist im Kloster Loccum das Predigerseminar für die lutherischen Kirchen in Niedersachsen (Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe) sowie die Bremische Kirche angesiedelt. Hier werden Theologinnen und Theologen nach ihrem Universitätsabschluss auf die praktischen Tätigkeiten im Pfarramt vorbereitet.

2005 ist der alte 320 Kilometer lange Pilgerweg zwischen Loccum und dem Mutterkloster Volkenroda eröffnet worden, so dass das Kloster regelmäßig von Pilgerinnen und Pilgern aufgesucht wird. Seit 2013 gibt es auch den Pilgerweg zwischen Loccum und dem ehemaligen Tochterkloster in Reinfeld/Holstein.

Die Stiftskirche wurde zum 850. Klosterjubiläum 2013 grundlegend saniert und mit einer neuen Orgel ausgestattet. Nachdem 2021 die übrigen historischen Gebäude des Klosters umgebaut und instandgesetzt wurden, sind das Konventsgebäude und Priors Garten wieder zu besichtigen.

Geschäftsführung

Pastorin Birgit Birth
Kloster 2
31547 Rehburg-Loccum

Klosterpforte / Information

Kloster 2
31547 Rehburg-Loccum